Kontingenz

Die beiden Arbeiten zeigen Behausungen. Bei der einen Zeichnung berühren sich die Gebäude, sie sind aneinandergebaut und in die gleiche Richtung ausgerichtet. Das bedeutet, man hat theoretisch die gleiche Blickrichtung. Doch gibt hier gar keine Fenster, es findet sich nur ein Ein-, Aus- bzw. Durchgang, was aber erstaunlicherweise gar nicht als negativ, abweisend oder unüberwindbar empfunden wird.

Das emotionale Berührtwerden bezieht sich hier möglicherweise – auch in übertragenem Sinn – auf positive Konnotationen, bestimmte individuelle, schöne Erlebnisse oder beindruckend Gesehenes in anderen Kontexten .

In den ganz eng aneinander geschmiegten Gebäuden haben es die eventuellen Bewohner auch nicht weit zueinander. Sie könnten vielleicht auch auf den Dächern zueinanderkommen, falls sie es wünschten.

Bei der anderen Arbeit stehen sich die Gebäude gegenüber, ungleich zwar, nehmen sie direkten Kontakt miteinander auf. Auch hier sind der Ort und die Umgebung unbestimmt und ohne irgendeinen Anhalts- bzw. Bezugspunkt. Auch hier herrscht räumliche Distanz, aber eine mögliche Nähe liegt auch hier fast greifbar in der Luft.

In beiden Arbeiten wird Distanz und Nähe gezeigt, zwar ganz ohne Lebewesen, doch man wird den Eindruck nicht los, dass welche sehr präsent sind.

Erwin Holl, 2023